Die Sextourismus-Diskussion


Der Sextourismus wird in der veröffentlichten Meinung fast einhellig verurteilt. Als Beispiel soll hier nur auf den Aufsatz von Kerstin Löffler in Cicero, „Gefügige Frauen, befriedigte Egos“ (http://www.cicero.de/weltbuehne/sextourismus-gefuegige-frauen-befriedigte-egos/49752) vom 15. Juni 2012 zitiert werden: „Erschwingliche Flüge und Fernreisen in alle Welt haben in den vergangenen Jahrzehnten zum Tourismus der Massen geführt. Damit wurde auch eine moderne Art des Sklavenhandels möglich: Millionen Sextouristen fallen jährlich in Länder ein, in denen es neben Sonne, Strand und Meer auch Frauen zu Spottpreisen gibt.“

Die Kritik, wenn sie denn über bloße Beschimpfungen hinausgeht, argumentiert höchstens auf einer moralischen Ebene, wie bei Löfflers Gleichsetzung von Sextourismus mit Sklavenhandel. Nun kann man aber bissig anmerken, dass man es hier mit einem Markt zu tun hat, dass moralische Kategorien der Wirtschaftswissenschaft fremd sind und deswegen auf dieser Website nicht untersucht wurden. In der Tat reden in Bezug auf Sextourismus Markt und Moral an einander vorbei. Die Kritikerinnen der Sextouristen können auch hier nicht plausibel erklären, warum es verwerflich sein soll, wenn deutsche Nachfrager den Paysex-Markt eines Billiglandes zu den dortigen niedrigen Preisen in Anspruch nehmen, es aber nicht kritisiert wird, wenn Anbieterinnen aus dem Billigland nach Deutschland kommen, um hier mehr zu verdienen. Liegt es vielleicht daran, dass die sonst so sehr auf Gleichbehandlung bestehenden Feministinnen meinen, Frauen hätten immer Recht und Männer hätten immer Schuld? Es sei nur nebenbei bemerkt, dass die wohl auch von Feministinnen gekauften Kleider regelmäßig zu Niedrigstlöhnen und meistens von Frauen in Billiglohnländern gefertigt wird. Warum geißeln diese Kritikerinnen nicht auch diese Ausbeutung und tragen nur noch Selbstgestricktes?

Löfflers Gleichsetzung mit Sklavenhandel ist auch in der Sache völlig unangebracht. Wer vom Jobcenter eine schlecht bezahlte Drecksarbeit oder einen 1-Euro-Job vermittelt bekommt, der arbeitet angeblich freiwillig. Wenn Anbieterinnen von Paysex aus Ungarn, Bulgarien oder Rumänien (es kommen auch immer mehr Spanierinnen, Griechinnen sind noch nicht hier – die müssen noch gegen die Bundeskanzlerin demonstrieren) an einem Tag mehr verdienen als zuhause in einem Monat, dann ist das wirtschaftlicher Zwang und damit unfreiwillig. Arbeiten andere Leute nicht unter wirtschaftlichem Zwang? Natürlich gibt es hochqualifizierte Fachkräfte, denen Ihre Arbeit Spaß macht und der Selbstverwirklichung dient. Aber sind die betreffenden Frauen hochqualifizierte Fachkräfte?

Natürlich ist der freie Wille der Frauen eingeschränkt wenn die Alternative lautet: „Beine breit machen oder nichts zu fressen!“ Diana Carolina Triviño Cely spricht statt von Prostitution lieber von „survival sex“. Als „transactional sex“ bezeichnet sie, wenn das Motiv in mehr Konsum besteht. (vgl. Diana Carolina Triviño Cely, Westliche Konzepte von Prostitution in Afrika, in: Aus Politik und Zeitgeschichte Nr. 9/2013 – Downloaddatei in „Der Paysex-Markt“, S. 38 f.) Wer dann aber die Alternative „Beine breit machen“ unterdrücken will, der sagt im Ergebnis: „Nichts zu fressen und damit basta!“ Wird der freie Wille damit gestärkt? Wer den Männern ihren Sexurlaub ausreden oder sie in die Illegalität oder ein anderes Land abdrängen will, reduziert die Nachfrage und drückt damit die Preise. Den Frauen ist damit nicht geholfen, denn die müssen dann mehr für ihr Geld arbeiten. Wen das aufdringliche Erscheinungsbild der Sexindustrie stört, der kann über kultiviertere Angebote nachdenken. Das tut diese Website (P6-info.jimdo.com) an dieser Stelle, indem zwischen den Segmenten „Sexprotz“ und „netter Typ“ differenziert wird. Wahrscheinlich gibt es nämlich viele Männer, die es weniger laut mögen und die für eine bessere Leistung vielleicht auch mehr Geld ausgeben würden.

Würde man Männern den Kauf sexueller Dienste verbieten, würden sie ihr Geld vielleicht verstärkt für Alkohol ausgeben. Aber Matratzensport hält fit (einige alte Böcke sind standfester als so manches junge Weich-Ei) und die Leberschäden der Alkoholiker verursachen höhere Krankenkassenbeiträge. Wer nicht fit genug ist und nach übermäßigem Viagra-Konsum beim Sex in Thailand einen Herzinfarkt bekommt, hat einen schönen Tod und spart der Rentenversicherung viel Geld. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist Paysex also nützlich.

Sextourismus ist somit in einer globalisierten Weltwirtschaft eine völlig konsequente Entwicklung. Die Kritiker stehen auf verlorenem Posten, denn ihre Moralvorstellungen gehen an den Wünschen von Anbietern und Nachfragern vorbei. Damit ist deren Meinung völlig irrelevant.

 

 

Rudolf Mösenhammer
(= Pseudonym. Ich bin aber nicht so ein bunter Vogel wie der abgeleitete Namensgeber Rudolf Mooshammer)